Samstag, 31. Januar 2015

Silver Star Mountain Resort

Hallo allerseits,
kurzerhand und ganz spontan einen Tag vor Abreise wurde ich von meiner lieben Gastfamilie überredet, sie doch für das Wochenende in den Skiurlaub zu begleiten. Nur Kanadier nehmen mehr als 20 Stunden Autofahrt durch Berge, enorme Schneefälle und Glatteis auf sich, um dann einen ganzen Tag in den Bergen verbringen zu können. Dafür konnte sich das Resort wirklich sehen lassen. Hier wird keine Baugenehmigung erteilt, bis unterschrieben wird, dass die Bauherren ihr Haus in mindestens 3 verschiedenen Farben streichen. Für Skifahren blieb für mich inmitten von sechs quirligen Kindern keine Zeit, aber immerhin habe ich es mit den Jungs auf eine Reifenpiste geschafft.
Meine Zeit in Calgary neigt sich langsam dem Ende zu und meine Vorfreude auf Vancouver wächst mit jedem Tag mehr. Trotzdem werd ich Maria, meine hostmama hier, total vermissen - ich habe noch nie, nie, nie einen so selbstlosen Menschen kennengelernt. Das war's so weit, ich hoffe ihr haltet alle die Ohren steif und genießt das Fahrradfahren - das vermiss ich immer mehr und mehr..





das war für's Wochenende unsere Villa-Kunterbunt!

ein kleiner Überblick von der Nachbarschaft

Freitag, 16. Januar 2015

Kurzes Update



Ich liebe den Calgary-Zoo noch immer; die Temperaturen draußen sind endlich wieder menschenfreundlich, weshalb der Schnee auch endlich genug "bappt", um Schneemännerfamilien zu bauen; der Blick auf downtown ist noch immer überwältigend; ich hab mich gestern herrlich schrecklich verlaufen und hab beim verzweifelten Versuch wieder zurückzufinden mindestens 912732734 Leute kennengelernt und somit 'ne Menge Einladungen zu Partys am Wochenende; wir haben Besuch von Marcs Familie (seine Schwester ist gestern von ihrem zweijährigen Auslandsaufenthalt in Australien wiedergekommen und hat 'ne Menge Geschichten zu erzählen) und heute morgen habe ich Marias Friseur kennengelernt, der eine so unglaublich starke und liebevolle Persönlichkeit hat, mit der er mich vollkommen überwältigt hat. Es ist unfassbar, was für Menschen mit den unglaublichsten Lebensgeschichten ich hier (manchmal so unerwartet beim Friseur) kennenlerne.
Das war's so weit von mir, ich bin somit busy as usual und genieße jede Sekunde. Svenja

P.S.: Falls mal wieder jemand auf der Suche nach einem guten Buch ist (sind wir das nicht alle immer?), kann ich an dieser Stelle "A Week In Winter" von Maeve Binchy empfehlen. Ein Roman, der von Menschlichkeit, Schicksalsschlägen, falschen Entscheidungen, Selbstverleugnung, Zusammenhalt und positivem Denken erzählt - es ist für jeden was dabei! Viel Spaß beim Lesen.

Dienstag, 13. Januar 2015

Calgary, here I come

 Hallo ihr Lieben,
nach der doch eher unfreundlichen und sehr unkanadischen Begrüßung Calgarys hat es seine Zeit gedauert, bis ich tatsächlich und vollkommen in der Großstadt angekommen bin. Ich schlafe nun in der Speisekammer, was nicht unbedingt wahnsinnig gemütlich, aber immerhin warm und sicher, ist; die komplette Nachbarschaft kennt nun die Geschichte vom Kampf um meine Unterwäsche und Calgary zeigt sich wettertechnisch von seiner schönsten Seite: heute haben wir Massen von Schnee, Sonne und nur -2 Grad. Vom ganzen Bürokratie-Mist bezüglich Reisepass und Visum also mal abgesehen geht es mir wunderbar - Maria und Mark sind nicht nur eine große Unterstützung bei dem ganzen Mist, sondern sind ganz grandiose Menschen und so testen wir uns Abend für Abend durch die kanadischen Biersorten, gehen zum Hockey und Curling, fahren Schlitten und versuchen, den ersten Eindruck von Calgary wieder gut zu machen. Meinen Rucksack, die Jeans und die Kamera haben wir bereits ersetzt und nun hoffe ich nur darauf, dass meine Versicherung wenigstens einen Teil davon übernimmt. Außerdem weiß ich nun, wo wir meine Klamotten erst zurückerobern mussten, meine ganzen Klamotten zu schätzen und freue mich jeden Morgen auf's neue darüber, dass ich was zum Anziehen habe.
So viel erstmal von mir, ich verspreche euch, ich halte die Ohren steif und mach das Beste draus!
Ganz viel Liebe nach Oldenburg :-) Svenja



Mittwoch, 7. Januar 2015

Von unfreundlichen Kanadiern und Obdachlosen in Victoria’s Secret Unterwäsche



Hallo allerseits,
Ich wurde ausgeraubt.
Den neusten Geschehnissen nach zu urteilen ist mein letzter Beitrag „ich packe meinen Rucksack und nehme mit…“ doch ziemlich lächerlich. Ich bin gut in Calgary angekommen, wo Maria und Mark mich mit offenen Armen und Herzen begrüßt haben. Abends hab ich alle meine Habseligkeiten, verstaut in meinem grünen Deuter-Rucksack und meinem allzeit treuen Vans-Rucksack, in die Garage gehieft und hab mich ins Land der Träume begeben. Den -25 Grad zu danken allerdings nicht zu lange, weshalb ich mich gegen 23:00 entschied, die Nacht im Haus auf der Couch zu verbringen, weil die Garage einfach viel zu kalt war. Am nächsten Morgen gehe ich zurück in die Garage um mich anzuziehen und finde – NICHTS. Alles, und ich meine tatsächlich ALLES, weg. Meine Klamotten, die ich am Abend achtlos in die Ecke geworfen habe, durchwühlt; mein Reiserucksack weg, meine Kamera weg, mein Vans-Rucksack weg. Alles, außer meinem Schlafanzug und Luisas Elefanten – die Dinge, die ich mit im Haus hatte – weg. Somit gleich 911 gewählt, die Polizei kam vorbei und hat nach Fußabdrücken in der Garage gesucht.
 Und ich stehe im Schlafanzug 6750km Luftlinie entfernt von zuhause, beschreibe der Polizei Einzelheiten meines Rucksackes und fühl mich mehr als alleine gelassen. Man überlege sich, dass ich „nur das Nötigste“ gepackt hatte. Und nun steh ich also ohne das Nötigste da und fühl mich verloren und auch ein bisschen verarscht, wo ich den Abend vorher noch gescherzt habe, die Kanadier seien zu freundlich für Einbrüche.
 Recht gleichgültig wurde der Fall von der Polizei aufgenommen, gesagt, dass es für Einbrecher nun einmal eine willkommene Gelegenheit war, „ihre Sachen sehen Sie wohl nie wieder“ und das war’s. Aber das war’s nicht für Mark, Marias Mann, der nach ihrem Anruf direkt aus seinem Meeting gerauscht ist und auf 180 zu uns nach Hause gekommen ist. Voller Wut wie er war, hat er sich wahllos auf den Weg in die Nachbarschaft gemacht. Die Polizei hatte schon angedeutet, dass mein grüner Rucksack vermutlich schnell in irgendeiner Mülltonne landen würde, sobald dem Dieb auffiel, dass sich darin nur Kleidung befand; außerdem ist so ein hellgrüner Rucksack mit gelber Blume dran doch recht auffällig. Darin lag also noch ein Funken unserer Hoffnung.
Und als wäre es nicht absurd genug, so weit weg von zuhause – in Kanada, IN KANADA!- von allem, ALLEM, beraubt zu werden so kommt es an diesem Punkt der Geschichte noch absurder: Manchmal muss man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Glaubt es mir, oder glaubt es mir nicht, aber Mark ist nach drei Blocks auf einen Obdachlosen gestoßen, der meinen grünen Rucksack auf dem Rücken trug und einen weiteren Koffer hinter sich herzog. Dem Mann ist dann irgendwann aufgefallen, dass Mark ihn verfolgt und hat sich ein Taxi herangerufen, um zu entkommen. Mark hält ihn also davon ab, die Tür vom Taxi zu öffnen und schreit ihn an „das ist mein Rucksack!“. Der Obdachlose sagt immer und immer wieder „das ist mein Rucksack!“, der Taxifahrer hat natürlich keine Ahnung was er tun soll. Und wie die beiden so rangeln, öffnet Mark meinen Rucksack und zieht wahllos Kleidungsstücke heraus. Und natürlich, um diese ganze Geschichte noch merkwürdiger zu machen, ist meine Unterwäsche das erste, was ihm in die Hände gelangt. Er hält diese also dem Mann unter die Nase, zieht die Augenbrauen hoch und sagt „Ach, sowas trägst du?“. Das Gerangel um meine Unterwäsche nahm daraufhin ein Ende, Mark konnte sowohl Rucksack als auch Koffer aus dem Gewahrsam des Mannes entziehen und hat auf die Polizei gewartet. Den Aussagen des Mannes zufolge habe er die Sachen nur unter einem Baum herumliegen sehen und weil der Mann so verwirrt war und nicht einen vernünftigen Satz voreinander bekommen hat, hat die Polizei vermutet, dass er wohl tatsächlich nicht die Fähigkeit zu diesem Einbruch gehabt haben kann und seine Aussage der Wahrheit entspricht. Mark hat vor dem Obdachlosenheim weiter nach meinem schwarzen Rucksack – in dem Kamera, Reisepass, Führerschein, Visum waren – gesucht, aber alle Obdachlosen haben kooperiert und ihn nicht deren Rucksäcke sehen lassen. Die Polizei kommt aus „Sicherheitsgründen und zum Schutze der Bewohner“ nicht mehr in das Obdachlosenheim – schön zu wissen, dass nicht nur Deutschland sinnfreie Gesetze hat.
Und so habe ich zwar grandioserweise und unglaublicherweise meine Klamotten zurück – von allen Wertsachen und insbesondere meinem Reisepass inklusive Visum, allen Abschiedsbriefen die ich von euch bekommen habe, den ganzen Bildern von Luisa, meinem allzeit treuen Vans-Rucksack fehlt aber weiterhin jede Spur.
Das war nicht ganz die gelungene Begrüßung, die ich mir von Calgary erhofft hatte. Die nächsten Tage drehen sich also erstmal um Beschaffung von einem vorläufigen Reisepass. Und irgendwie fühle ich mich so ohne Spiegelreflexkamera doch ganz schön nackt.
Ich hoffe in good old OL geht’s ruhiger zu. Aber  mir geht es so weit auch ganz gut, immerhin ist kein unersetzbarer Schaden entstanden. Gar nicht auszumalen, was passiert wäre, hätte ich die Nacht doch in der Kälte der Garage ausgeharrt.  
Haltet die Ohren steif!

Montag, 5. Januar 2015

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit…




Hallo ihr Lieben,
Kapitel eins meines Kanada Abenteuers ist abgeschlossen. Müsste ich eine Überschrift für dieses Kapitel finden, so würde ich es "Menschen mit Herzen aus purem Gold" nennen.
Für mich beginnt heute Kapitel 2 meines Abenteuers: Es geht vom Lande in die Großstadt. Fast die Hälfte meines Gepäcks, von dem ich schon dachte es sei ziemlich sporadisch, lasse ich bei Darlene und Dale auf der Farm – ganz ehrlich, wer braucht schon 4 verschiedene Jeans beim Reisen?! (OH GOTT, ich freue mich jetzt schon wieder auf meinen begehbaren Kleiderschrank zuhause!).
In den zwei Monaten hier habe ich nicht nur eine grandiose Oma und Lebensweisheiten ohne Ende gewonnen („it is what it is“, „patience is a virtue“, „wait and see“ und natürlich: „LIFE IS AMAZING!“), sondern habe vor allem Menschen mit Herzen aus purem Gold kennengelernt. Weitergehend hab ich zum ersten Mal -30 Grad gefühlt und erfahren, wie sich das „cabin fever“ anfühlt, wenn man eine Woche lang das Haus nicht verlassen kann, weil draußen Schneesturm herrscht, die Straßen unbefahrbar sind und dir die Spucke im Mund gefriert, wenn du einen Schritt vor die Tür wagst.  Ich hab mit meiner lieben, tollen, grandiosen, liebevollen, weisen, unfassbar herzlichen kanadischen Oma viel philosophiert und viele neue Ansichten über das Leben mit 50+ und Freundschaften im Allgemeinen gewonnen. Die community hier kennenzulernen, den Zusammenhalt und die Kreativität unmittelbar mitzuerleben war atemberaubend. Ich hatte ja keine Ahnung wie grandios Menschen sein können! Um alle Vorurteile zu bestätigen, die wir in Deutschland von den Kanadiern haben, muss ich sogar zugeben, dass ganze zwei Kanadier  von den 9128478325345 die ich kennengelernt habe unfreundlich waren. Und um alle Vorurteile über die Kunden bei Walmart zu bestätigen: Einer davon auf dem Parkplatz bei Walmart.
Die zwei Monate vergingen wie im Fluge und es ist wirklich unfassbar, wie viel ich in so kurzer Zeit gelernt habe. Und ich habe hier noch so viel vor mir!
Für den nächsten Monat geht es also von Dale und Darlene zu Maria und Mark (und plötzlich klingt Svenja und Sverre gar nicht mehr so ungewöhnlich, wa?) nach Calgary Downtown. Dort werde ich deren zwei Jungs ein wenig babysitten und hier und da Aufgaben im Haushalt übernehmen, wofür ich in der Garage schlafen kann. Die Lage ist mehr als fantastisch: Nach 10 Minuten zu Fuß ist man schon in der Innenstadt und VOR ALLEM ist der Zoo einfach direkt nebenan. Ich kann es gar nicht erwarten.
Ich hoffe in good old Oldenburg ist alles wie immer, mir fehlt das Fahrrad fahren!
Svenja

Samstag, 3. Januar 2015

Happy New Year

Hallo Allerseits!
Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr. Zwar habe ich das Raclette-Essen bei Jesse verpasst, dennoch hab auch ich gut gefeiert. Für mich ging's zur Silvesterfeier auf eine Hochzeit von der Tochter einer Freundin von Darlene. Wenn der Abend eins war, dann war er aufschlussreich: Mein Sitznachbar war überzeugter Umweltaktivist (das erklärte im Nachhinein, warum er aussah als hätte er in eine Zitrone gebissen, als ich erwähnte, dass ich BWL studieren will), somit begann ich dann schön auf Englisch meine Pläne zu verteidigen und es brach eine hitzige Diskussion aus, den Begriff "karrieregeil", der in diesem Zusammenhang natürlich fallen musste, habe ich dann galant mit "hungry for success" übersetzt und war im Allgemeinen recht zufrieden mit meiner Argumentation, wenn diese auch auf Deutsch lückenloser gewesen wäre. Aber man kann ja nicht alles haben. Ich hätte diese Diskussion liebend gerne mit zwei klaren, gegensätzlichen Fronten weitergeführt, musste dann aber der Ehrlichkeit halber doch zugeben, dass ich mich schon gerne in Richtung Nachhaltigkeit/erneuerbare Energien spezialisieren würde. Am Ende des Gespräches waren wir dann beste Freunde. Weitergehend habe ich Kanadier kennengelernt, die ihr Alter auf Deutsch sagen können (sehr beeindruckend...) und musste sehr beharrlich auf meinen Sekt bestehen, den ich dann irgendwann irgendwie irgendwo an der letzten Bar hinten in der letzten Ecke ergattern konnte - scheint hier an Silvester nicht so üblich zu sein wie bei uns.
Ich habe also mein kanadisches Silvester in vollen Zügen genossen, aber Raclette, Feuerwerk und Nasenbrüche haben dann doch ganz schön gefehlt. Meine Silvester-Glücks-Socken waren natürlich auch dabei!
Ich wünsche euch allen nur das Beste für 2015, habe mich über alle betrunkenen Sprachnachrichten ála "HAPPY NEW YEAAAAAAAAAAAAR" sehr gefreut (Laura, ich hoffe inständig, dass der eine Sekt, den du für mich mitgetrunken hast nicht zu fatal war! ;-)). Das Ganze war natürlich doppelt amüsant, weil mich all diese angeheiterten Nachrichten um 16:00 nachmittags erreichten, während ihr schon ins neue Jahr gestartet seid. Ich vermisse euch und kann das nächste Silvester schon kaum erwarten.
Haltet die Ohren steif! Svenja


P.S.: Bei uns ist mal wieder "Ausgangsverbot", die Straßen sind unbefahrbar und es schneit den ganzen Tag bei -20 Grad. Ich gebe mein bestes, warm zu bleiben. In dem Zusammenhang kann ich euch auch gleich meinen neuen besten Freund präsentieren:

heiß, nicht?