Mittwoch, 4. Februar 2015

Beginn Kapitel 3: Vancouver



Meine erste eigene Wohnung
Um die Messlatte für meine eigene Wohnung ja nicht zu niedrig anzulegen, bezog ich gestern meine erste eigene Wohnung in Vancouver Downtown mit Blick auf den Pazifischen Ozean. Aber stopp, natürlich habe ich nicht nur freien Blick auf den Pazifischen Ozean, nein, auch eine überwältigende Skyline ist hier zu finden und, um das Ganze noch ein wenig unfassbarer zu machen, selbstverständlich schaue ich auch direkt auf West-Kanadas größtes Shakespeare-Theater. Um das einmal in acht kleinen Worten auszudrücken: Ich bin genau da, wo ich sein will. Und nur so am Rande: heute morgen bin ich zum Kreischen der Möwen aufgewacht.
Ich bin also gerade mal ca. 30 Stunden in Vancouver und weiß jetzt schon, warum diese Stadt so ein Touristen-Magnet ist: Es ist nicht nur der Pazifische Ozean, nicht nur die verlockende Mischung aus Meer und Downtown, nicht nur die Tatsache, dass man alles – zumindest einen strammen Laufschritt vorausgesetzt – zu Fuß erreichen kann, nicht nur dass jeder zweite hier entweder Ferrari, BMW oder Mercedes fährt, Vancouver ist schlichtweg und im Gesamtpaket gesehen glamourös (und ja, ich habe im Duden nachgeschlagen, „glamourös“ wird tatsächlich erst mit „ou“ und dann abschließend noch mit einem „ö“ geschrieben.)
So viel erstmal vorweggenommen, den Beginn meines dritten Kapitels in Kanada möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten: Ich war eine der wenigen glücklichen im Flugzeug, die Beinfreiheit ergattert haben (wobei das bei meiner Größe nicht unbedingt nötig gewesen wäre – aber wer sagt da schon nein?) und kann zum Thema fliegen abschließend sagen: Ich habe es wieder einmal überstanden.
Am Flughafen wurde ich von einem alten Freund meiner Mutter abgeholt und wir sind zu seinen Apartments gefahren (ja, den Plural nutze ich bewusst und ich werde euch bald aufklären). Als er die Tür zum ersten Apartment öffnet, denke ich „wow, netter Ausblick, du hast echt ne schöne Wohnung. Wo ist denn die Abstellkammer, in der ich mich häuslich einrichten darf?“ und starre Martin - der jahrelang für Apple gearbeitet hat, um dann später zu entscheiden, dass er doch lieber mit anstatt für Apple arbeitet und nun Besitzer von drei florierenden Unternehmen ist - mit offenem Mund an als er verkündet, dass diese vier Wände für den nächsten Monat meine sind. Meine!
Martin selbst wohnt sowohl eine Tür weiter, als auch ein Stockwerk höher im Penthouse (an dieser Stelle – entschuldigt das Denglisch!).  Der abendliche Spaziergang hat dann noch mehr Wunder offenbart: Wir haben +10 Grad (was sich für mich mittlerweile wie +25 Grad anfühlt), hier fahren tatsächlich Menschen Fahrrad und Downtown steckt voller Leben. Irgendwie fühlt sich Vancouver so gar nicht kanadisch an...
Den heutigen Morgen habe ich mit einem gründlichen Hausputz zelebriert, bei dem mir doch tatsächlich ein bisschen schlecht geworden ist. Nun ist alles sauber, mein Kühlschrank prall gefüllt mit Obst und Gemüse (genau so wie ich das gerne habe!), meine Füße sind wund vom vielen Laufen und im Ofen brutzelt meine Pizza verheißungsvoll vor sich hin; während ich hier schreibe gucke ich auf das offene Meer, unten am Strand spielt ein Mann seit einer geschlagenen Stunde mit seinem Golden Retriever, der nicht müde wird sein Stöckchen immer und immer wieder vor dem Ertrinken zu retten und ich bin mehr als fasziniert von dem Gedanken, was das Leben wohl noch so in petto hat.
Mindestens genau so beeindruckend wie die Aussicht finde ich auch den Gedanken, dass mich nun keine Kinder mehr morgens um 7:00 schreiend aus dem Tiefschlaf holen und dass ich mir keine Sorgen mehr darum machen muss, dass ich die blauen – anstatt die braunen Handschuhe – unauffindbar sein könnten, was in einer zweistündigen Schrei-und-Heul-Krampf-Attacke enden würde (man vertausche wahlweise blau und braun, da kann man nie wissen welche es gerade sein müssen…).
Ich sende ganz viel warme und positive Energie nach Oldenburg - ich vermisse euch ganz schrecklich, aber ihr könnt euch sicher sein, dass es mir ganz grandios geht und dass das Leben es eindeutig gut mit mir meint! Eure Svenja

P.S.: Freitag hab ich einen Termin im Deutschen Generalkonsulat, um einen neuen Reisepass zu beantragen, um endlich endlich endlich wieder „legal“ hier zu sein.



ja, ich gebe es hiermit offiziell und schwarz auf weiß zu: selbst mit Übelkeit, Schnappatmung und Herzrasen ist der Flug über die Berge atemberaubend



Shakespeare-Theater - "Bard on the Beach"


gute Nacht, Oldenburg; gute Nacht, Vancouver



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