Samstag, 30. Mai 2015

Cowboy-Experience


                                                            Hallo allerseits,
die Farm von Darlene und Dale war kaum wiederzuerkennen: Es lag einfach kein Schnee mehr. Schon als ich vor zwei Jahren zu Besuch war lag Schnee, die 2 Monate die ich dann seit November hier verbracht habe lag fast immer Schnee (haha, ja, außer Weihnachten natürlich) und auch in den Kindheitserinnerungen, die ich an die Farm habe, sehe ich immer Schnee vor meinem inneren Auge. Die menschlichen Temperaturen und ihre Möglichkeiten wurden natürlich völligst ausgenutzt: Der Sonnenuntergang vor den Rockies war auf Heuballen und ohne Erfrierungen wunderschön!


An einem anderen Tag ging es zum echten Cowboy-Erlebnis - Branding. Wie in den guten alten Zeiten wurden die Kühe hier mit dem Lasso gefangen und simultan gebrandet (ihnen wurde das Zeichen der Farm ins Fell gebrannt), sie wurden geimpft und kastriert. Eigentlich wollte ich mir das Ganze nicht ansehen - aber sich das entgehen lassen war natürlich auch keine Option. Ich habe mich auch ganz wacker gehalten (natürlich wollte ich nicht das zarte Stadt-Mädchen sein, dem bei dem Anblick schlecht wird), aber als einer der Söhne von einem Farmer mit den frisch abgehackten Eiern einer Kuh nach mir geworfen hat und diese blutig neben mir aufgeplatzt sind, ist mir dann doch ein wenig schwummerig vor Augen geworden. Sverre und Lars waren noch ein wenig tapferer und haben sogar dabei geholfen die Kühe festzuhalten, während sie geimpft, gebrandet und entmannt wurden. Hut ab!
man stelle sich die Geräuschkulisse vor. Hier befinden sich die Kälber, die "bearbeitet wurden" auf der einen Seite und ihre besorgten Mütter auf der anderen Seite des Zaunes. Beide Seiten haben verzweifelt nacheinander gemuht..

Cowboy (hier noch ohne Pferd)



So oder so, ich habe den Tag erfolgreich überstanden und bin nun wieder einmal unendlich dankbar dafür, dass ich mich mit 6 bereits entschieden habe Vegetarierin zu sein. Sich so etwas von nächster Nähe anzusehen ist doch nochmal eine ganz andere Geschichte und hat mich währenddessen immer wieder zum Denken angeregt - wer sind wir eigentlich zu glauben, dass wir uns so über andere Lebewesen stellen dürfen?
Nun gut, es folgt ein Bericht von Saskatoon (was sich anfühlt wie Italienurlaub..). Ich vermisse euch! Eure Svenja

Freitag, 15. Mai 2015

Mystic Beach

                                                       Hallo ihr Lieben,
ich bin mehr als glücklich in meinem kanadischen Zuhause bei Darlene und Dale angekommen und fühle mich pudelwohl in meiner allerliebsten kanadischen Familie - auch wenn es unendlich schade war, sich von Sharka und ihrer Familie verabschieden zu müssen. Die sind mir auch unendlich ans Herz gewachsen. Zum Abschluss unserer unsagbar schönen Zeit in Metchosin ging es an den schönsten Strand, den ich je gesehen habe. In Sharkas Auto machten wir uns auf die zweistündige Fahrt und unsere Mühen wurden nach einer Stunde bereits belohnt: Mitten auf der Straße empfing uns eine Schwarzbärmama und ihr hinterher kamen ihre zwei kleinen Babys. Wir waren unendlich dankbar für diese Entdeckung und fast noch dankbarer für die Tatsache, dass wir diese Entdeckung im Auto sitzend gemacht hatten...
nachdem der erste Schock überstanden und der erste Begeisterungsschrei vorüber war, hab ich es dann doch tatsächlich geschafft, Sverres iPhone zu bedienen, das ich in der Hand hatte...
Der Hike zum Strand war ebenso überwältigend wie die Bärenschau. Die 2km die wir davon gelaufen sind, sind Teil des Juan de Fuca - Trails. Dieser wurde für die Schiffsbrüchigen errichtet, die es an die Küste verschlagen hat. Da der Wald jedoch so dicht ist, dass die meisten es zwar an die Küste geschafft haben, aber in dem Wald elendig verreckt sind, wurden kurzerhand ein paar Schneisen geschlagen, ein paar Stufen in Bäume gehauen und so eine ungefähre Richtung gewiesen. Das spannende an dem Trail war meiner Meinung nach, dass alles recht naturbelassen aussah und man manchmal echt ein paar mal öfter überlegt hat, ob man noch auf dem richtigen Trail ist..
oh, really?


an alle die Tintenherz von Cornelia Funke gelesen haben: dieser Wald hat mich so sehr an den Weglosen Wald erinnert.. Herrlich magisch!


Der Hike war wunderschön und hat 'ne Menge Spaß gemacht, ging aber doch ganz schön in die Beine. Die Anstrengungen wurden mit dem fantastischten Strand überhaupt belohnt. Meer, ein Wasserfall, der direkt ins Meer fällt, Berge im Hintergrund, hohe Wellen und dann auch noch ein 30 Meter langes Seil, an dem man über dem Ozean schwingen kann - HIMMLISCH!





                                          Ganz viel Liebe nach Oldenburg :-) Eure Svenja

Sonntag, 10. Mai 2015

6 Monate Kanada: Ein Rückblick

                                                                 Hallo ihr Lieben,
auch ich glaube es kaum, aber heute bin ich seit exakt einem halben Jahr in Kanada unterwegs und es wird Zeit, Revue zu passieren. Rein gefühlstechnisch würde ich mein letztes halbes Jahr in 5 Kapitel unterteilen.
Kapitel 1: Die Farm von Darlene und Dale. Insbesondere: Darlene. Wäre Darlene nicht da gewesen, hätte ich mich nach meinen ersten 3 Tagen in diesem traumhaften Land direkt in den Flieger nach Hause gesetzt. Freunde, Familie, die Hunde, den Hof und insbesondere natürlich Luisa zurückzulassen war ein deutlich größerer und schmerzhafterer Schritt für mich als ich es jemals für möglich gehalten hätte –schließlich war Kanada schon immer mein Traum und auch hier haben unendlich liebevolle Menschen auf mich gewartet. In den zwei Monaten, die ich bei Darlene und Dale verbracht habe, ist Darlene voll und ganz zu meiner kanadischen Oma geworden, die ich zutiefst bewundere für alles, was sie ist, und von der ich unendlich viel gelernt habe.
Größte Lektion: Friendship is everything; There is friends, there is best friends and then there is friends that become family und: Ich werde definitiv in der Nähe von Luisa studieren, alles andere ist unvorstellbar. Nicht zu vergessen außerdem: -35 Grad ist eine schmerzhafte Außentemperatur!
Kapitel 2: Calgary Downtown bei Maria und Mark. Der Monat in Calgary begann damit, dass ich ausgeraubt wurde. Nie in dem ganzen halben Jahr habe ich mich so verloren, weit weg von zuhause und verletzlich gefühlt wie an dem Tag. Aber wieder habe ich daraus nur eine Lektion gelernt. Maria und Mark haben mich so sehr unterstützt in meinen Bemühungen, alles wieder gerade zu biegen (man bedenke alleine Marks Heldenaktion, meinen Rucksack zurückzuergattern!!). Wieder wurde mir so viel Liebe gegeben, so vieles neues bewusst gemacht. In Maria habe ich ein weiteres Idol gefunden – neben meiner Mama hatte ich nie einen so selbstlosen, aufopfernden Menschen gesehen und ich bewundere sie, wie sie mit ihren so wuseligen Jungs so verständnisvoll und liebevoll umgehen kann. Zusätzlich, und deutlich banaler, war es spitze, direkt neben dem berühmten Calgary-Zoo zu wohnen.
Größte Lektion: Alles wird gut. Oder noch besser: Alles ist gut. Mein Rucksack kam wieder, ein großer Teil der Kosten für meine Wertsachen wurde von der Versicherung übernommen, kein Grund zur Aufregung. Ich vertraue auf den positiven Fluss des Lebens
Kapitel 3: Vancouver, Apartment in einer der spannendsten Städte der Welt mit Blick auf den Pazifischen Ozean. Wenn mir diese Überraschung in Form des heftigsten Apartments der Welt nicht sagen wollte „nach einem Tief kommt immer wieder ein Hoch“, dann weiß ich auch nicht. Das Glück, was ich mit dieser Erfahrung hatte, kann ich immer noch nicht vollständig begreifen. Ebenso wenig die Großzügigkeit, mit der Martin mich empfangen hat. Vancouver ist eine Stadt, die voller Leben nur so pulsiert. Erlebnisse wie der Valentinstag am Robson Square (nachzulesen hier) haben mich tief berührt und inspiriert. Dass das Unternehmen, von dem ich berichtet habe, dann auch noch meinen Artikel veröffentlicht hat, war natürlich noch das Sahnehäubchen des Ganzen. Martin an sich - ehemals Angestellter bei Apple, der die Welt mit diesem Megakonzern bereist hat, um sich dann zu entscheiden doch lieber mit Apple als für Apple zu arbeiten – ist ebenfalls ein Vorbild geworden: Hard work pays off.
Alleine wohnen, kochen, essen (und zwar was ich will! Stichwort: NUR BROKKOLI!), waschen und so weiter war ein Luxus, den ich in vollen Zügen genossen habe.
Größte Lektion: Life’s a party und (nochmal) hard work pays off.
Kapitel 4: Ankunft von Sverre und Lars, Vancouver und Vancouver Island. Als Sverre (und zwei Wochen später dann auch Lars) angekommen sind, war meine Aufregung mal wieder nicht zu zügeln. Viel zu komisch war es, die zwei Welten (Deutschland, Kanada) plötzlich miteinander vereint zu sehen. Endlich konnte ich alle Erfahrungen teilen (woran ich derzeit noch fleißig arbeite), war endlich wieder 24/7 von blöden Sprüchen umgeben und wurde endlich wieder gaaaaaaanz viel geknuddelt. Zwar habe ich seit deren Ankunft nicht einen Tag lang mal kein Deutsch gesprochen, lerne grob geschätzt um etwa 90 Prozent weniger Leute kennen, kann nicht mehr gänzlich alleine bestimmen, was der Tag als nächstes so bringt, dafür fühle ich mich auf langen Busreisen und in Hostels deutlich sicherer und die Gefahr, sich alleine zu fühlen, kommt gar nicht mehr auf. Als wir uns dann nach Vancouver Island aufgemacht haben und die Farm, auf der wir arbeiten sollten, 4 Tage vor eigentlichem Arbeitsbeginn abgesagt hat, wurde meine Theorie „Alles wird gut“ mal wieder hart auf die Probe gestellt. Dass wir dann erst einmal in einem Messy-Haushalt gelandet sind mag vielleicht nicht der beste Beweis für meine Theorie sein, aber immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf, eine Menge zu essen und einen Job. Dann kam die Farm auf Port Alberni und dann auch schon Sharka in Metchosin. Aber der widme ich ein eigenes Kapitel.
Größte Lektion: Bestätigung meiner Überzeugungen – friendship totally is everything; Alles wird/ist gut. Sverre ist der Beste.
Kapitel 5: Sharka, Metchosin, Greater Victoria. Bereits als ich mit Sharkas Tochter telefoniert habe, über die der Kontakt zu Sharka hergestellt wurde, wusste ich, dass nicht nur Sharkas Tochter voller Liebe nur so sprüht, sondern auch dass Sharka ein echter Goldschatz ist. Und Sharka erwies sich als noch ein viel größeres Geschenk als gedacht. Ihr Haus ist wunderschön, riesig und lichtdurchflutet und diese Frau steckt voller Energie und Geschichten. Sie hat uns direkt fühlen lassen, wie willkommen wir sind und glücklicherweise hielt ihr traumhafter Garten genug Arbeit bereit. Nach der angestrebten Woche, die wir bleiben wollten, hat sie uns dann einfach nicht gehen lassen. Und heute schaue ich auf unfassbare anderthalb Monate zurück, die wir bei ihr verbracht haben. Dadurch, dass wir ihr Auto nutzen durften, sind wir an die unglaublichsten Strände gekommen (man schaue sich alleine Mystic Beach an, Bericht folgt) und haben ebenso ihre wunderbaren Töchter samt Familien kennengelernt. Sharkas Töchter sind beide ewig am lächeln und haben einen Sinn für’s Rumalbern, den ich sonst selten bei Erwachsenen gefunden habe. Wunderschöne Menschen! Clara, die ältere der beiden, steckt Hals über Kopf im Tohuwabohu (ja, das schreibt man so) – sie hat nicht nur einen tauben und sturen (aber ADORABLEN!!) alten Hund, eine Babykatze, 3 voller Energie (!!!) sprühende Kinder, sondern auch noch ein riesiges, fantastisches Traumhaus mitten auf Klippen mit Blick aufs Meer. Sie hat so viel Geduld, wertschätzt alles, was andere für sie tun, und ist die liebevollste und verständnisvollste junge Mutter die ich je gesehen habe.
Größte Lektion: Appreciate more (ganz wie Clara das tut. Es ist so schön, wenn seine Bemühungen gewertschätzt werden - und wenn es nur Kleinigkeiten sind.). Auch von Clara übernehme ich die Regel „you don’t have to eat it, but you have to try it“, die für mich als picky eater wirklich Gold wert ist. Von Sharka übernehme ich außerdem noch a) „google it“ sowie b) „when in doubt, add more wine“.

Während ich das hier so schreibe, muss ich breit grinsen und freue mich über jedes kleine Detail, was ich hier erlebt habe. Und meine Dankbarkeit für Darlene wächst ins Unermessliche, weil mir all dies Erfahrungen entgangen wären, wäre Darlene nicht dagewesen, hätte mir nicht gesagt, dass ich dem Ganzen ein wenig Zeit geben muss. Auch jetzt noch wächst meine Sehnsucht nach Luisa, den Hunden, Rumalbern mit Franzi und Rebecca, Pizza von Trattoria und meinem Fahrrad manchmal so ins Unermessliche, dass ich am liebsten ins nächste Flugzeug nach Deutschland steigen möchte; aber nun (nach 6 Monaten, na endlich, haha..) weiß ich, dass das alles noch da sein wird, wenn ich wiederkomme. Dass die Menschen, die wirklich zählen auch dann noch da sein werden, wenn ich wiederkomme und dass ich vor Freude aufjuchzen könnte, wenn ich überlege, wie viele Geschichten ich nun zu erzählen habe. Im letzten Jahr habe ich so viel gelernt, was man mir niemals in der Schule oder im Studium hätte vermitteln können. Trotzdem bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, auf welche Uni es mich nun verschlägt und kann es kaum erwarten, mich in Büchern zu vergraben. Während ich nun also Revue passiere, bin ich vor allem dankbar für Alle, die mich hier unterstützt haben, meinen Traum so wahr zu machen - Meine Mama, die Goethe darin zustimmt, dass wir unseren Kindern Flügeln mitgeben müssen; Luisa (weil ich Luisa schlichtweg für ihre Existenz die Füße küssen möchte!!); Franzi, die mich überhaupt nicht gehen lassen wollte und mir trotzdem immer wieder gesagt hat, dass es das Richtige ist zu gehen; Rebecca, weil sie da ist und von positiver Energie auch dann noch strotzt, wenn ich denke dass ich mich gleich vor lauter Flugangst übergeben muss; meine ganze Familie (und hier nochmal ganz besonders: Krischan, weil er mir immer wieder gesagt hat, dass das eine klasse Sache ist. Du glaubst gar nicht, wie sehr mir das im Ohr geblieben ist!) und unzählig viele Leute, die mich hier mit offenen Armen empfangen haben: Darlene und Dale, Nadine (das „BE HERE NOW“ Schild trage ich täglich mit mir herum), Maria und Mark (aka Superman), Martin, Hannah, Miriam und Julia, Sharka, Clara und und und und und.

Genug der Sentimentalitäten, wir machen uns auf die lange Busreise nach Calgary, wo ich meine allerliebsten Kanadier (Maria und Mark, Darlene und Dale + family) endlich Sverre vorstellen kann. Ich hoffe es geht euch gut! Haltet die Ohren steif. Eure Svenja

Samstag, 9. Mai 2015

Lake Cowichan in Fish-Eye


Die Erlebnisse häufen sich und ich komme mit dem Berichten kaum noch hinterher. Für Sverre und mich ging's erneut zur Hütte von Sharka, diesmal haben wir Dimitri, den holländischen Freiwilligen von Sharkas Tochter, noch mitgenommen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir hatten Spaß! Diesmal kam auch die Fisheye-Linse endlich zum Einsatz :-) Montag gibt's mehr..




Dienstag, 5. Mai 2015

Ucluelet und Tofino


Kaum von der Hütte wieder zurück ging's in Sharkas Auto, das sie uns liebenswerter Weise geliehen hat, nach Tofino. Allerdings war Tofino komplett ausgebucht (naja, nur alles was bezahlbar gewesen wäre) und es ging für uns ins C&N Hostel in Ucluelet, was ich auf jeden Fall empfehlen kann. Die Strände waren tatsächlich traumhaft, ganz wie beschrieben, obwohl das Wetter häufig nicht ganz mitgespielt hat.Wir waren viel wandern, haben jegliche Strände abgeklappert, mehr als 10 Deutsche in unserem Hostel kennengelernt (die Deutschen sind echt überall! Da ist man in Kanada in einem Hostel und in der Küche wird ausschließlich deutsch gesprochen. Sachen gibt's die glaubt man kaum...) und haben uns mal wieder mit dem üblichen Hostelessen (Nudeln mit Tomatensoße) vornehm genommen. Herrlich! Herrlich war es nach zwei Nächten Hostel dann aber auch wieder zurück zu Sharka zu fahren, was sich mittlerweile tatsächlich ein bisschen nach zuhause anfühlt. 


man stelle sich vor, dass hinter uns erst einmal nur Pazifik ist - bis dann irgendwann Japan kommt...